Definitorische Ansätze

Bei der Frage, was man unter Konzentrationsschwäche versteht, ergibt sich zunächst ein grundsätzliches Problem. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich verschiedene Ansätze um eine Konzentrations- oder auch Aufmerksamkeitsschwäche / -störung zu beschreiben.  Eine klare und praktikable Definition, ab wann es sich bei einer verringerten Fähigkeit zur Konzentration medizinisch um eine Konzentrationsschwäche oder Konzentrationsstörung handelt, liegt jedoch nicht vor. Selbst bei der „in aller Munde“ befindlichen AD(H)S gibt es letztlich nur Versuche einer definitorischen Eingrenzung (ICD 10, F. 90), was sich ja auch in der Benutzung des schwammigen Begriffs Syndrom wiederspiegelt. So erklärt sich letztlich auch der nahezu inflationäre Gebrauch des Begriffs Konzentrationsschwäche oder –störung. Damit verbindet sich nicht selten die Gefahr, Schüler vorschnell mit einem Label zu versehen, das sowohl für die Analyse der Situation als auch für eine konkrete und effektive Hilfe nicht hilfreich ist.

Fokussiert auf  die Lernumwelt von Schülern,  verstehen wir im Folgenden unter Konzentrationsschwäche, wenn jemand dauerhaft nicht in der Lage ist, sich willentlich zielgerichtet mit einem selbstgewählten oder auferlegten Lerngegenstand  zu beschäftigen und sich dabei nicht von angemessenen (normalen) ablenkenden Reizen abschirmen kann.

Dabei muss man davon ausgehen, dass die  Fähigkeit zur Konzentration  einem Reifungsprozess unterworfen ist. D.h., obwohl wir angeborene Potenziale besitzen, muss das Sich-Konzentrieren-Können quasi erlernt werden. Dies beginnt schon im Babyalter und wird durch die konkreten Umweltfaktoren und die Erziehung stark geprägt.  Sowohl Dauer als auch Intensität der Konzentrationsphasen können beeinflusst werden. Allerdings gibt es natürliche Grenzen. So geht man davon aus, dass sich ein Grundschüler im Durchschnitt 15 Minuten konzentriert mit einer Sache beschäftigen können sollte. Ältere Schüler können diese Zeitspanne noch etwas nach oben schrauben. Dabei spielt besonders auch  der Neuigkeits- und Schweregrad der Aufgabe eine wichtige Rolle.